Vom Panzerübungsplatz zum Naturschutzgebiet

Besuch der artenreichen Weidelandschaft Schmidtenhöhe

Natura 2000 ist ein wichtiger Teil des europäischen Naturschutzes und dient der Erhaltung der biologischen Vielfalt. Es ist ein Netzwerk von Schutzgebieten, das die vielfältigen Lebensräume und Arten Europas schützt und ein zusammenhängendes ökologisches Netz bildet.

Wir dürfen uns glücklich schätzen so ein wertvolles Schutzgebiet direkt vor der eigenen Haustüre haben?

Andreas Haberzettl Sprecher des Bundesfachausschuss Weidelandschaften und Neue Wildnis und Tierpflegerin Petra Lübbert führten uns durch die artenreiche NABU-Weidelandschaft Schmidtenhöhe und brachten uns – im wahrsten Sinne des Wortes – die heimischen Bewohner nahe. Sehr nahe!!!

Auf den ersten Blick vielleicht überraschend, auch militärische Nutzung kann artenreiche Lebensräume hervorbringen. Das Gelände sah früher nach einer zerfahrenen Schlammwüste mit ramponiertem Buschwerk aus, eher kein Naturparadies. Aber in den zahlreichen Fahrspuren, wo sich regelmäßig Regenwasser sammelt, fanden gerade die seltene Gelbbauchunke, der Laubfrosch und andere Arten, die auf temporäre offene Flachgewässer angewiesen ist, ideale Lebensbedingungen.

Das drohte mit der Einstellung des Übungsbetriebs verloren zu gehen. Es mussten Nachfolger für die Panzer gefunden werden. Vergleichbare Projekte hatten gezeigt, dass eine halboffene Weidelandschaft mit großen Pflanzenfressern eine optimale Lösung ergibt. Seit 2009 wirken Taurusrinder und Konikpferde gegen die Verbuschung. Später sind Karpatenbüffel hinzugekommen, die in Feuchtgebieten „aufräumen“.

Im Sommer suchen sie Abkühlung durch Suhlen in feuchten Senken und Kleingewässern. So verhindern sie deren rasche Verlandung.

Wenn im Winter das frische Gras zuneige geht, machen sich die Taurusrinder ans Werk. Büsche und Bäume werden geschält, Eicheln, Brombeergestrüpp, Ginster, Disteln, Binsen, Schilf, Weiden- und Pappelaustrieb dienen in der kargen Zeit als Nahrung.

Im nächsten Frühjahr blühen dann seltene Orchideen und viele andere Blütenpflanzen umso üppiger. Ein reiches Insektenleben mit verschiedenen Heuschrecken-, Bienen- und Schmetterlingsarten kann sich auf sonnigen Standorten entwickeln. Zahlreiche Käfer finden im Dung der Weidetiere perfekte Lebensbedingungen. Das lockt wiederum Vögel an und auch Fledermäuse finden gute Jagdgründe in einer abwechslungsreich strukturierten Landschaft.

Ein wahrhaft erlebnis- und lehrreicher Ausflug. Beim geselligen Ausklang in der Rheinkrone wurde das Erlebte in Wort und Bild nochmals intensiv besprochen.


Eine Veranstaltung der BUGA – Freunde Koblenz im Rahmen der Vortrags- und Exkursionsreihe Grüne Stadt am Wasser